Die Arbeiten der "Klosterarbeiten-Gruppe"
Die „Klosterarbeiten-Gruppe“ stellt ihre Arbeiten vor.
Treffpunkt ist jeder 1. Freitag im Monat um österreichische Tradition im neuen Kleid weiter zu führen.
Bei diesen Zusammenkünften werden wunderschöne kleine Kunstwerke von den Teilnehmern geschaffen.
Das Lukasevangelium beschreibt das Jesuskind in Windeln gewickelt (Lk 2,7 EU). In Anlehnung daran, kam das so genannte „Fatschenkind“ auf und gehört als Volkskunst zu den traditionellen bayerischen und österreichischen Klosterarbeiten.
Ein Fatschenkindl, [auch Fatsche, Windelpaket, Büschel (Sudetenland), Spielzeug (in Südtirol)], ist ein
Andachtsbild oder Gebildvotiv. Ein Fatschenkindl hat üblicherweise einen Wachskopf mit echten Haaren und einen aus Watte und Leinen gewickelten ‒ also gefatschten ‒ Körper, der schließlich mit Seide, Spitzen, Rüschen und verschiedenen Klosterarbeiten geschmückt wird. Die gewickelten Jesuskinder liegen in Krippen, Spanschachteln, Stroh- oder Holzkörben, in gläsernen Kästen oder Vitrinen.
„Fatsche“ rührt von dem lateinischen Wort „fascia“ – die Binde“ oder das Wickelband – her. Die seit dem 3. Jahrhundert übliche Darstellung des Fatschenkindsl gibt eine Kindertragemethode wieder, die angeblich das gesunde Wachstum der kindlichen Gliedmaßen fördern sollte. Dabei wird das gesamte Kleinkind, besonders aber Arme und Beine, so mit Bändern umwickelt, dass es sich kaum bewegen kann. Traditionell wurde das Kind mehrere Monate lang eingewickelt, auch eine Dauer von etwa einem Jahr kam vor.
Außerdem war es praktisch, weil man mit einem gewickelten Kind leichter und sicherer umgehen konnte. Mancherorts soll man die Wickelkinder sogar an der Wand aufgehängt haben, um sie vor den in der Stube herumlaufenden Tieren zu schützen. Dementsprechend wurde auch das Jesuskind so dargestellt.
Das Fatschen der Säuglinge war bis in das 19. Jahrhundert, vor allem in ländlichen Bereichen, verbreitet. Allmählich kam man vom engen Wickeln der Säugling ganz ab. Im 20. Jahrhundert wurde der frei strampelnde Säugling zur Ikone des glücklichen Babys. Doch die Zeiten scheinen sich zu wandeln. Seit einigen Jahren wickeln Hebammen die Neugeborenen wieder fest in Tücher ein. Und diese scheinen die aus dem Mutterleib vertraute Enge zu genießen. Auch wenn diese Praxis heute nicht mehr (bayerisch) „Fatschen” sondern (neudeutsch) „Pucken” heißt, steht sie doch in einer Jahrhunderte alten Tradition.
Geschichtlich lassen sich Fatschenkinder, als religiöse Handarbeit, bis ins Mittelalter, der Anfangszeit klösterlichen, religiösen Kunsthandwerks, zurückverfolgen, ‒ in eine Zeit vor den ersten, bei uns gebräuchlichen, Krippendarstellungen.
In den Frauenklöstern des Mittelalters waren Fatschenkindl, als Ersatz für die Kinderlosigkeit, der einzige persönlichen Schmuck den die Novizinnen in ihrer Zelle haben durften. Sie sollten als Andachtsbild die Frömmigkeit fördern.
Das Leben in den Ordenshäusern war geprägt von Strenge und Entsagung. In der damaligen Zeit war den Ordensschwestern, jeder Kontakt zu ihren Elternhäusern untersagt. Klosterfrauen nutzten das Fatschenkindl als Sorgenkindlein. In schweren Stunden konnten die Frauen mit ihm Zwiegespräch halten, um sich zu entlasten und dadurch ein bisschen Halt bekommen.
Handelte es anfangs nur um einfache Wachspuppen, verzierten die Nonnen diese Mitgaben in der Barockzeit und im Rokoko unter Verwendung von bestickten Seidenstoffen, Rüschen, Perlen, Spitzen, Borten, Folien sowie Gold- und Silberfäden. Auf diese Weise wurden die einfachen Stoffbänder verhüllt und ließen die Fatschenkinder zunehmend prachtvoller und kostbarer erscheinen. In Handarbeit entstandenen kostbaren Klosterarbeiten aus dem Schmuck, den die Ordensfrau, als weltliche Braut Christi, am Tag ihres Klostereintritts abgelegt hatte. Da, zu damaliger Zeit, oftmals reiche, adelige, junge Frauen ins Klosterleben eintraten, waren dementsprechend die Figuren reich geschmückt.
Um die lieblichen, kunstvoll gestalteten Kindl auf Dauer vor möglicher Beschädigung zu bewahren, legte man sie in der Regel in einen, zur Größe der Puppe passenden, mit einer Glasscheibe versehenen hölzernen Schrein – „Eingrichtl“ – und stellte sie zur Jesusverehrung in die Klosterzelle. Nach dem Ableben der Nonne fand dieses prächtige Kästchen zumeist einen würdigen Platz in der Klosterkirche und zur Weihnachtszeit auch in anderen Gotteshäusern. Sie wurden häufig Ziel von Wallfahrten.
„Eingrichtl“ ist der Oberbegriff für alle Klosterarbeiten, die in einem Holzkasten eingebaut werden; also eingerichtet sind.
Es ist wichtig, dass diese Klosterarbeit nicht nur einen materiellen Wert besitzt, sondern auch einen kirchlichen Segen bekommt.
Fast vergessen ist der Weihnachtsbrauch des „Kindelwiegens“, der seit dem Mittelalter bis in das 19. Jahrhundert gepflegt wurde. Hierzu wurde ein „Fatschenkind“ zunächst in eine Krippe gelegt, die in der Kirche aufgestellt war. Während Kinder vor dieser Krippe tanzten und sangen, wurde das wächserne Jesuskind von Arm zu Arm gereicht oder in der Krippe gewiegt. Mit diesen Handlungen sollte die Menschwerdung Jesu Christi, durch seine Geburt an Weihnachten, besonders ausdrucksvoll dargestellt, und die Hoffnung der Menschen, auf Rettung durch dieses kleine Wesen, bekundet werden.
Doch Fatschenkindl wurden nicht nur als Jesulein zu Weihnachten gefertigt, um der Menschwerdung Gottes Gestalt zu verleihen. Auch fertigten Nonnen solche Votivbilder an. Sie galten lange Zeit als Opfergabe von Frauen, die sich in ihrer Not an die Muttergottes wandten. Dabei konnte es sich um ganz unterschiedliche Anliegen handeln, vom unerfüllten Kinderwunsch über die Angst vor einer schweren Geburt bis hin zur Sorge um einen kranken Säugling, sowie die Bitte um ein gesundes und glückliches Leben für das Kind; oder sie dankten durch das Opfer eines Fatschenkindl-Votivs für eine erfolgte Gebetserhörung.
Fatschenkindl werden heute noch als Erbstücke und zu Hochzeiten verschenkt, um der/den Beschenkten eine kinderreiche Zukunft zu wünschen.
In traditionellen Gegenden Österreichs und Bayerns findet man Fatschenkindl oft zu Weihnachten auf Hochaltären in Kirchen und Kapellen, aber auch in Wohnzimmern, im Herrgottswinkel, als Gedenken an die Geburt Jesu.
Puppenartige Jesusfiguren wurden im Mittelalter Novizinnen bei ihrem Eintritt ins Kloster oder bei der Ablegung des Ewigen Gelübdes übergeben. Sie sollten, so wie die Fatschenkindl, als einzige Schmuckwerk in der kargen Klosterzelle, zur persönlichen Gottesfürchtigkeit und Gläubigkeit dienen, und im Zwiegespräch ein bisschen Halt geben. So mag auch der Ausdruck „Seelentrösterlein“ oder „Himmlischer Bräutigam“ dafür entstanden sein.
Dieses Jesuskind aus Wachs, manchmal auch aus Holz hergestellt und mit Glasaugen versehen, hält oft die eine Hand segnend hoch und in der anderen trägt es eine Weltkugel, einen Apfel, ein Zepter, ein Kreuz oder ein Leidenswerkzeug. Teilweise bekam die Puppe eine Perücke entweder aus Haar oder Naturfasern und dazu noch eine Krone, wurden kostbar gekleidet und reichlich geschmückt sowie mit Klosterarbeiten und Stickereien verziert.
Starb eine Besitzerin wurden besonders prächtig ausgestattete Trösterlein in der Klosterkirche sichtbar aufbewahrt. Diese Heiligenstatue war auch häufig Ziel von Wallfahrten.
- So zum Beispiel das „Nonnberger Trösterlein“, das im Pfortenzimmer in der Benediktinerinnenabtei St. Ehrentraud in Salzburg (Nonnberg) aufbewahrt wird. Es entstand um 1520, ist mit einem roten Mäntelchen und Häubchen bekleidet und hält einen Apfel in der Hand. Es ist der Typ des sogenannten „Apfel-Jesuleins“, wobei der Apfel für die Schuld Evas steht, die durch Jesu Kreuzestod getilgt wurde.
- Eine besondere Anziehung übt das um 1620 geschaffene „Loretokindl“, eine kleine geschnitzte Elfenbeinfigur in kostbarem edelsteinbesetztem Gewand aus, die um 1650 ins Loretokloster der Kapuzinerinnen in Salzburg (Paris-Lodron-Straße) kam. Krone, Zepter und Kreuz wurden aus dem Schmuck adeliger Spender gefertigt.
Seit 1731 besitzt das Kloster einen eigenen Altar für das Gnadenbild, wo es zu bestimmten Festzeiten ausgesetzt wird. Das „Loretokindl“ wird heute noch Gläubigen, vor allem Kranken, die darum ersuchen, von der Pfortenschwester „aufgesetzt“. Der Segen wird auf einzigartige Weise erteilt: weil die seit 1637 hier ansässigen Kapuzinerinnen nach strenger Regel leben, ist die Klausur mit einem Gitter geschützt. Der Gläubige kniet unter dem Fenster, die Schwester reicht das Kindl durch das Gitter, setzt es auf den Kopf des Knienden und spricht dabei ein Segensgebet.
- Ein weiteres Beispiel ist das „Prager Jesulein“, das seit 1628 in der Kirche „Maria vom Siege“ im Karmelitenkloster in Prag, besonders verehrt wird, und in Nachbildungen Einzug in viele Haushalte gehalten hat. Zur Tradition der Prager Statue gehört eine goldene Krone. Kaiserin Maria Theresia hat dem Kindlein 20 Kleidchen und Mäntelchen geschenkt, welche reich bestickt und teils mit Diamanten, Perlen und Granaten besetzt sind. Das älteste Kleid, ein Geschenk des Königs Ferdinand III., stammt aus der Mitte des 17. Jahrhunderts.
Die „Trösterlein“ im Mittelalter als Trost an die kinderlosen Nonnen verschenkt, hatten später, im weltlichen Bereich die Aufgabe, junge Mädchen über die Trennung vom Elternhaus hinweg zu trösten.
Ein, in einem Kastenrahmen, im Zentrum befindliches Wachs– oder Seidenbild, Kreuz oder eine andere Sakramentale wird umrahmt. Dazu werden Blüten und Blätter in stundenlanger Handarbeit aus goldenen Drähten geformt, farbig leuchtende Schmuckstein von Hand gefasst.
Figürlich dargestellte Jesuskinder, Heiligen– und Marienfiguren werden ebenfalls mit Arbeiten aus Schmuckdraht, Perlen usw. geschmückt und zum Schutz vor Staub unter einen Glassturz gestellt.
Bäuerlicher Hochzeitsbrauch im modernen „Gewand“. Der jungen Bäuerin wurden die „Hausfraueninsignien“ nach der Hochzeit (von der Schwiegermutter) übergeben:
- der Schlüssel für das „Speiskastl“ in dem Speck und andere Raritäten aufbewahrt wurden
- das Messer zum Schneiden des Brotes
- die Schere für das Linnen (Leinen), war doch auch in diesem Bereich der Bauernhof Selbstversorger
Herbst 2019
Auch im Herbst 2019 war die kreative „Klosterarbeiten-Gruppe“ wieder sehr fleißig. Es wurden wunderschöne Gegenstände hergestellt.
Neues aus der "Klosterarbeiten-Gruppe"
Nicht nur Sammelobjekt der Briefmarkenenthusiasten sind die Sondermarken der Österreichischen Post.
Die Glas-, bzw. Porzellanmarken inspirierte die „Klosterarbeiten-Gruppe“ zu den unten abgebildeten Arbeiten.
Gedanken zum Brotsegen
„Unser tägliches Brot gib uns heute!“
Bis vor Jahrzehnten waren sich die Menschen noch sehr bewusst, dass das Brot eine heilige Speise ist, der man mit großer Ehrfurcht entgegentreten muss: „Wo man das Brot ehrt, Gott die Not kehrt“.
Brot ist heilig und kostbar. Als Kind haben wir erlebt, dass Brot immer zuerst gesegnet wurde bevor man es anschnitt. Viele üben diesen Brotsegen auch heute aus. In diesem alten und ehrwürdigen Zeichen liegt viel Wert und Sinn: Brot als Gabe Gottes, die wir jeden Tag neu erbitten und empfangen.
Klosterarbeiten für die Osterfeste 2017 und 2016
Eine besonders schöne Art Osterschmuck herzustellen, und sich auf das höchste kirchliche Fest „einzustimmen“, ist, die doch aufwendige Art, Eier mit Klosterarbeiten zu schmücken.
Vom Juwelier des Zarenhofes Peter Carl Fabagè „angeregt“, wurde im Klosterarbeitenkurs an diesem österlichen Schmuck, einer edlen Zier an schlichten Eiern, seit Jänner gearbeitet, um die Wertarbeit zeitgerecht fertig zu stellen.
„Osterjubel“
Jetzt ist der Himmel aufgetan,
jetzt hat er wahres Licht!
Jetzt schauet Gott uns wieder an
mit gnädigem Gesicht.
Jetzt scheinet die Sonne
der ewige Wonne!
Jetzt lachen die Felder,
jetzt jauchzen die Wälder,
jetzt ist man voller Fröhlichkeit.
Jetzt ist die Welt voll Herrlichkeit
und voller Ruhm und Preis.
Jetzt ist die wahre goldene Zeit
wie einst im Paradeis.
Drum lasset uns singen
mit Jauchzen und Klingen,
frohlocken und freuen;
Gott in der Höh sei Lob und Ehr.
Jesus, du Heiland aller Welt,
dir dank ich Tag und Nacht,
dass du dich hast zu uns gesellt
und diesen Jubel bracht.
Du hast uns befreiet,
die Erde erneuert,
den Himmel gesenket,
dich selbst und geschenket,
dir, Jesus, sei Ehre und Preis.
Angelus Silesius, 1624-1677, eigentlich Johannes Scheffler,
(getauft 25. Dezember 1624 in Breslau; gestorben 8. Juli 1677 ebendort)
war ein deutscher Lyriker, Theologe und Arzt.
Weitere sehenswerte Arbeiten der "Klosterarbeiten-Gruppe"
Mit Karton, Goldzierbändern, Klebeplüsch, Perlen und viel Phantasie und Liebe zum Detail entstanden beachtenswerte Exemplare
Heute sehr selten, doch einst verbreitet, Blumengebinde aus bemalten Blechblumen. Die schon in der Antike, in den Tempeln verwendeten Altarblumensträuße, waren seit dem Barock und Rokoko beliebter Schmuck auf den Altären. Noch im 19. Jahrhundert waren sie in den katholischen Kirchen allgemein aufgestellt.
Da wurden Blüten und Blätter nach Mustervorlagen aus Blech ausgeschnitten, mit einer Holzkugel „getrieben“, mit Acrylfarbe bemalt und mit Schellack zum Glänzen gebracht. Die einzelnen Blütenblätter wurden mit Staubgefäßen zusammengefügt und mit den Blättern zu einer Einheit gebunden. Der letzte, entscheidende Schritt war das Montieren der Blüten und Blätter auf dem vorbereiteten Drahtgestell. Zum Schluss wurden farblich abgestimmte Bänder zu Maschen gebunden und unter den Blumen befestigt. Der fertige Blechblumenstrauß konnte nun in den bereitgestellten Kunststofffuß, anstelle der früher gebräuchlichen Zinnvasen, gesetzt wurde.
Obwohl jeder Teilnehmer am Kurs die gleichen Vorlagen benutzte, ist das Endergebnis sehr unterschiedlich.
Die Grundlage für die gelungenen Schaustücke waren ein Schlüssel und ein Jesukind und die Vorstellungskraft zum gefühlvollen Gestalten. Das Ergebnis kann sich sehen lassen.
Auch ein schönes Überbleibsel unserer Ahnen. Wieder wurde Blech bearbeitet, Goldborten gezogen und Perlen vielfältig gestaltet. In der Mitte wurde ein kleiner Spiegel befestigt. Damit war die Blüte vollständig und konnte auf einem Stab befestigt werden. Statt „Rosenkavalier“ könnte man nun als „Spiegelblumenkavalier“ auftreten.
Mit den weihnachtlichen Sternen, die auf Anregung von Fritz Kamleitner in der Klosterarbeitenrunde 2014 gefertigt wurden.